„Dem Sieger“


Sie kamen vor der Sonne übers Meer in schwarzen Schiffen.
Nicht um zu bleiben; doch sie blieben

Herbst, Frühling, Winter
und die Sommer werden kürzer jedes Jahr

Von Mauer zu Mauer reicht noch der Blick, von den Wänden zur Wand.
Geht mit den Denkmälern in der Straße des verschollenen Oktober,
bis an die Füße den schönen, weiß gefleckten, aber unbekannten Seelen,
bis an den Sieg, geht mit den Lettern, Stein oder Bronze, den Statuen,
      schön, aber ohne Gesicht

Es waren viele. Die Gesichter standen, Leiber rannten, eine Wand,
schwarz das Getöse, dunkel die Geschosse zogen Linien übern Himmel,
      dann nichts weiter.
Von den Zelten, weiß einst, suchen Blicke nach dem Glanz der Helme,
finden Grünspan, rostige Antennen, Drähte und die windbewegten Tafeln:
      ...orsicht... ...orsicht...
Nie werden sie in diesen Straßen gehen, sehn mit grünen Augen die Fassaden,
Kissen in den Fenstern und den Tüll wehn, hören klappern das Geschirr
      am Nachmittag, das Tralala der Leuchtreklamen

Im Wasser, hinten, weit, gewiss, Delphine schütteln ihre Mähnen, glänzend grün,
wie ehedem im Dämmer träger Wiesen blühen Kraken, fressen Muscheln Taucher.
Nie sahen wir das Meer, nur in Museen die Skelette sagenhafter Tiere;
wir sehen vor dem Horizont die schwarzen Zäune, Wagenhalden, Rost
      und weiße Lappen auf der Leine

Alle Jahre saß am Tisch die Seuche und aß Esser, fraß die Frauen, kaute Kinder.
Vor der Stadt die Fremden sehen zu, in Rauch und Stille, sitzen in den Zelten,
Angst im Panzer oder was anstatt zu haben ist, die ihre und die unsere.
In den Zelten sitzt die Pest und zwischen Stadt und Lager treffen ihre schwarzen
      Pfeile jeden

Vögel, wir in Niemandsland und Hirn zu Fuß, wir haben überlebt, und sie, wie immer.
Nicht der, nicht diese, aber jene sehen auf den leeren Straßen wie das Gras wächst,
hören reden Fremde in den Spiegeln: Kein Grund zur Besorgnis

Niemand ist mehr übrig, der noch weiß wie Troja aussah


(Aug. 2012)


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